Mentale Gesundheit: Jugend, wie geht es dir?

Von Samantha Hornik, Ausgabe 5/2025, aus St. Pöltner Kirchenzeitung

Der Journalist Golli Marboe hat seinen Sohn Tobias durch Suizid verloren und die „Mental Health Days“ an Schulen ins Leben gerufen. 14.531 Jugendliche wurden nun befragt, wie es ihnen geht.

Wie geht es dir?“ – Eigentlich würde man meinen, dass dies eine recht einfache Frage ist. Doch besonders in den letzten Jahren wurde die Antwort auf diese Frage immer komplexer. Covid-19, Kriege, unsichere Wirtschaft sowie diverse Klimakatastrophen machten sich in der menschlichen Psyche bemerkbar. Der Journalist Golli Marboe und sein Team der Organisation „Mental Health Days“ präsentierten am 20. Jänner eine Studie, für die 14.531 Jugendliche über ihr Leben und insbesondere ihr psychisches Befinden befragt wurden.

Die gute Nachricht: 73 Prozent der Jugendlichen sind mit ihrem Leben zufrieden. Studienautor Tobias Dienlin betont: „Die Ergebnisse zeigen, dass die Lebenszufriedenheit bei Schülerinnen und Schülern in Österreich weiterhin hoch ist. Die Daten deuten aber daraufhin, dass die Werte leicht am Sinken sind.“ Freunde und Familie tragen am meisten zum Wohlbefinden bei. Gleichzeitig berichteten 68 Prozent der Befragten, in den letzten zwei Wochen (!) Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder Schwermut empfunden zu haben. 28 Prozent gaben sogar an, dass sie innerhalb der letzten zwei Wochen daran gedacht haben, dass sie lieber tot wären oder sich ein Leid zufügen möchten. Diese Zahlen erschüttern auch Paul Plener, den Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie des AKH Wien und Studienautor, der immerhin positiv bewertet, dass die befragten Jugendlichen offen ihre Gedanken teilten.Entweder haben wir früher andere Fragen gestellt, die psychischen Themen der jungen Erwachsenen nicht gesehen, oder es hat sich in den letzten Jahren mit den multiplen Krisen doch etwas geändert:

„Das Lehrpersonal muss wissen, wohin sie Betroffene weiterleiten können.“

Suizide zu verhindern, hat sich Golli Marboe auf die Fahnen geheftet, nachdem ihm wohl das Schlimmste passiert war, was einem Vater passieren kann: Sein Sohn Tobias nahm sich im Alter von 29 Jahren das Leben. Seit 2023 finden an Schulen die von ihm ins Leben gerufenen „Mental Health Days“ statt, bei denen junge Menschen dabei unterstützt werden, mit ihren Gefühlen offen umzugehen und Hilfsangebote kennen zu lernen. Dazu kommt ein Experte bzw. eine Expertin in die Schule (manchmal Golli Marboe selbst) und geht mit den Jugendlichen acht Themen durch. Sensibilisiert werden auch das Lehrpersonal sowie die Eltern. Marboe betont, dass Lehrer keine Ersatz-Psychologen oder Freunde sein können, sondern wissen müssen, wohin sie betroffene Schüler weiterleiten können. „Mental Health Days“ gab es bisher an 212 Schulen – darunter z. B. das Stiftsgymnasium Seitenstetten, das BORG Krems oder die HLS Langenlois –, das waren 1.882 Workshops mit rund 130.000 Lehrlingen und Schülern. Für Qualität sorgen die Zusammenarbeit mit Fachverbänden sowie ein wissenschaftlicher Beirat. Für heuer gibt es bereits rund 500 Anfragen.

Ein Schwerpunkt der Studie ist die Nutzung digitaler Medien. Im Durchschnitt verbringen Jugendliche 221 Minuten täglich am Smartphone, davon 96 Minuten in Sozialen Netzwerken. Damit legt die digitale Nutzung weiter zu. Doch nicht nur die Dauer kann Probleme verursachen, auch die Inhalte. Tobias Dienlin: „Die Ergebnisse legen nahe, dass Soziale Netzwerke wie Instagram oder TikTok sowie Streaming einen negativen Effekt auf die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen haben.“

Von Samantha Hornik, Ausgabe 5/2025, aus St. Pöltner Kirchenzeitung

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7. Podiumsdiskussion – „Mental Health – wie steht es um die Psyche unserer Jugend?“