Prävention statt Sanierung
Die “mental health days” gehen ins dritte Jahr
Von Golli Marboe, SENATE-Magazin 01/2024
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In den letzten Monaten und Jahren - spätestens seit Corona - registrieren wir eine Zunahme von psychischen Krankheiten - ganz besonders bei jungen Menschen. Völlig zurecht fordern wir mehr Kinder und Jugendpsychiatrieplätze, Psychotherapie ohne Selbstbehalt, mehr Schulpsychologie und vieles andere mehr…
Diese Forderungen sind richtig und nötig. Aber je länger ich mit dem Thema „psychisches Wohlbefinden“ bis hin zur „Suizidprävention“ zu tun habe, desto weniger sind mir diese Forderungen genug! Denn da sprechen wir immer nur von „Sanierung“ – Müssten wir als Gesellschaft nicht viel mehr darüber nachdenken, was wir tun könnten, damit weniger Menschen überhaupt psychisch krank werden? Ein Weg zur Vermeidung von Krankheiten: Prävention. Die „mental health days“ möchten genau dazu einen Beitrag leisten - dieses primär präventive Projekt richtet sich an Lehrlinge, an Schülerinnen, Ausbildnerinnen, Pädagoginnen und Erziehungsberechtigte. In den ersten beiden Jahren konnten in ca 1.400 eigenen Modulen ungefähr 75.000 Lehrlinge und Schülerinnen zu Themen wie Mobbing, Essstörungen, Handysucht, Leistungsdruck, Sucht, Depression, Suizidalität und Ängsten erreicht werden. Für dieses heurige dritte Jahr des Bestehens werden wir in acht Bundesländern in mehr als 100 Schulen tätig sein. Angefragt haben noch viel mehr – alleine es fehlt die Finanzierung. Sämtliche Anmeldungen und noch viel mehr würden sich dank einer Kooperation mit den Verbänden der Psychotherapeutinnen und dem Verband der Psychologinnen organisieren und durchführen lassen, aber die bisherigen Zusagen von Sponsoren und Förderstellen reichen wohl nur für einen Teil.
Unsere Vision:
Bis zum Jahr 2030 soll es ein Mal im Jahr in sämtlichen Schulen für Jugendliche zwischen 10 und 20 um psychische Gesundheit gehen. So wie es ein Sport- oder ein Schulfest gibt, würde es doch zur österreichischen Geschichte mit Sigmund Freud, Alfred Adler, Viktor Frankl, Erwin Ringel, etc. mehr als passen, so einen „mental health day“ als jährliche Selbstverständlichkeit zu etablieren- als „best practice“ für Europa, damit in unserem Land weniger Kinder und junge Erwachsene psychisch krank werden.
Von Golli Marboe, SENATE-Magazin 01/2024